Von Christoph Sieber
Nun ist der Aufschrei groß, denn das scheinbar Unvorstellbare ist Wirklichkeit: Donald Trump ist erneut zum Präsidenten der USA gewählt worden. Und statt der Ursachenforschung herrscht Unverständnis und Arroganz. Reihenweise werden hier und in anderen sozialen Medien die Wählerinnen und Wähler beleidigt, herabgewürdigt und als „nicht ernst zu nehmend“ diffamiert. Donald Trump ist von einer Mehrheit der Amerikaner zum Präsidenten gewählt worden. Welch seltsames Verständnis von Demokratie ist es, jetzt auf diese Mehrheit herabzublicken wie auf einen Haufen degenerierter Schlafschafe. Welche Arroganz spricht aus den Menschen hierzulande, die ihre Sicht der Dinge als einzig gültige und damit demokratisch legitimierte gelten lassen?
Keine Frage: Donald Trump ist eine rassistische Arschgeige, ein korrupter Lügner und ein arroganter Egomane. Und – ja- er ist eine Gefahr für die Welt. Aber er ist demokratisch gewählt.
Und die entscheidende Frage ist nicht unser Gefühl, unsere Abneigung, unsere Angst, sondern: warum?
Und eines ist sicher: die Menschen haben Donald Trump nicht aus Dummheit gewählt. Den meisten ist sehr klar, dass es sich um einen Lügner und Egoisten handelt.
ABER: Die Menschen haben sich eine ganz einfache Frage gestellt: Geht es mir besser als vor vier Jahren? Und für die meisten heißt die Antwort: Nein. Die Inflation hat viele Dinge des täglichen Lebens (unter anderem das Tanken) sehr viel teurer gemacht. Es grassiert nicht die Dummheit, sondern das Gefühl, dass etwas grundsätzlich schief läuft. Und das tut es ja auch. Der Westen hat seine Vormachtstellung in der Welt verloren. Die Amerikaner (und auch wir) stehen vor enormen Herausforderungen und Veränderungen. Die Welt ändert sich rasant. Und Trump ist es einfach gelungen, den Menschen das Gefühl zu geben, dass es mit ihm besser geht und besser wird. Was ist daran undemokratisch?
Und, jetzt wird es entscheidend: Was können wir daraus lernen? Die Menschen müssen sehen, dass Politik handlungsfähig ist. Die Menschen brauchen das Gefühl, dass es Perspektiven gibt.
Und jetzt die schlechte Nachricht: Genau das liefert die Ampel nicht.
Die USA sind seit langem ein korrupter Oligarchenstaat, in dem wenige sehr reiche Menschen bestimmen wer Präsident wird und was die Leitlinien der Politik sind. Am Ende ist mit Donald Trump erneut der Unfähigste von allen dazu berufen worden, die Geschicke des Landes zu lenken. Das ist eine Katastrophe, aber folgerichtig.
Und bei uns?
Die Ampel ist gescheitert. Danach wird uns vier Jahre Friedrich Merz beglücken. Und dann? Dann werden die Menschen auch hierzulande das Gefühl haben, dass es die etablierte Politik nicht kann.
Und dann stehen die Tore offen für den deutschen Trump. Wie der heißen wird? Na, irgendein Idiot wird sich schon finden lassen…Wetten?